Der VBG Podcast zum Arbeitsschutz
Für jeden Euro, den ich investiert habe in mein Arbeitsschutzmanagementsystem, habe ich am Ende das 2,3-Fache als Ertrag gewonnen.
Hör dich sicher - der VBG Podcast zum Arbeitsschutz.
Markus Raupach: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts "Hör dich sicher". Heute sprechen wir über das Angebot "Arbeitsschutz mit System", kurz AMS, der VBG. Mein Interviewpartner ist heute Uwe Klaass, Leiter der AMS-Begutachtungsstelle der VBG. Schön, dass Sie da sind. Vielleicht stellen Sie sich unseren Hörern noch mal ganz kurz selber vor.
Uwe Klaass: Vielen Dank für die Einladung, ich freue mich auf das Gespräch. Ich bin seit 1996 Aufsichtsperson bei der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft in unserer Bezirksverwaltung Ludwigsburg und seit 2009 mittlerweile AMS-Begutachter und seit 2020 Koordinator für das Präventionsfeld AMS. In diesem Präventionsfeld werden alle Leistungen rund um dieses Thema bundesweit durch mich koordiniert. Damit ich noch an der Basis bleibe, mache ich neben dieser komplexen Tätigkeit nach wie vor noch eine Außendienstbetreuung und betreue Unternehmen in unserem Zuständigkeitsbereich zu allen Themen rund um Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz.
Markus Raupach: Ja, interessant auf jeden Fall, bisher war das mir ja nur in der Abkürzung AMS so ein bisschen bekannt. Was genau verbirgt sich denn hinter "Arbeitsschutz mit System" und vielleicht auch hinter diesem Begriff Begutachtung? Und warum ist das für Unternehmen so wichtig?
Uwe Klaass: Also die Frage höre ich öfter, was heißt das genau, so "Arbeitsschutz mit System"? Und am Ende bedeutet das Ganze, dass ich Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit gezielt in mein Unternehmen integrieren möchte. Also ich versuche alles systematisch zu organisieren und nicht dem Zufall zu überlassen, wenn es um die Themen Sicherheit und Gesundheit oder allgemein Arbeitsschutz geht. Das ist auch deswegen so wichtig, weil organisierter Arbeitsschutz ist auch als Wettbewerbsfaktor immer wichtiger, denn Produktivität und Qualität hängen sehr stark davon ab, wie gesund meine Mitarbeitenden sind und wie motiviert die sind. Heutzutage haben wir sehr viele Anforderungen von außen auf die Unternehmen, ganz zu schweigen von den vielen Rechtspflichten. Da ist es umso wichtiger, dass man das Ganze systematisch bearbeitet und wenn das Thema Sicherheit und Gesundheit eben nicht nebenbei gemacht wird, sondern integriert. Und "Arbeitsschutz mit System" kann man erst mal den systematischen Ansatz dahinter verstehen, aber auch dann, ich sage jetzt mal, die große Kür am Ende ist es auch, ein Arbeitsschutzmanagementsystem, u so kommt die Abkürzung her.
Markus Raupach: Ja, das hört sich schon nach einem ganz schön komplexen Geschehen an, wir werden auch gleich ein bisschen noch tiefer einsteigen. Vielleicht vorneweg noch mal, was hat denn ein Unternehmen eigentlich davon? Also ein bisschen angerissen haben Sie es schon, aber wenn man das mal von Unternehmerseite sieht, was bringt mir das, wenn ich AMS einführe und wenn ich mich begutachten lasse?
Uwe Klaass: Da ist es schwierig, das Ganze auf einige wenige Worte einzudampfen, denn ich halte die Bandbreite des Nutzens für extrem groß. In erster Linie muss man das von gerade Erwähnte, die Rechtskonformität erwähnen. Durch diese systematische Erarbeitung aller Anforderungen kann ich hier sagen, mein Unternehmen ist in dieser Hinsicht gut aufgestellt. Gleichzeitig betreibt man über dieses Arbeitsschutzsystem so ein bisschen Organisationsentwicklung im Unternehmen. Das heißt, es führt auch hier zu einer strafferen Organisation, wie ich beobachtet habe und klaren Prozessabläufen. Dadurch, dass ich von unserer Seite aus immer drauf hinweise, dass die Beschäftigten mitgenommen werden müssen, wird über die Beteiligung auch die Motivation der Beschäftigten deutlich verbessert. Die ganze Akzeptanz des Themas Arbeitsschutz wird durch AMS, meiner Beobachtung, nach wirklich deutlich verbessert. Gleichzeitig haben die Führungskräfte, die ja immer in diesem Spannungsfeld sind zwischen Vorgaben der obersten Leitung und wie erkläre ich es meinen Beschäftigten, meinen Mitarbeitern in meinem Team, die werden dadurch auch entlastet, weil die Prozesse klar sind. Also die müssen nichts reininterpretieren, sondern sie kriegen klare Vorgaben. Eins ist definitiv mittlerweile sehr wichtig, dass dieses Kriterium Arbeitsschutz immer mehr bei der Vergabe von Aufträgen hinterfragt wird. Also große Konzerne fragen Lieferanten, sag mal, was macht ihr eigentlich so bezüglich Sicherheit und Gesundheit. Da ist so ein bescheinigtes, ein bestätigtes, von uns, von der VBG bestätigtes Arbeitsschutzmanagementsystem ein sehr guter Nachweis, der auch innerhalb von Deutschland überall Anerkennung findet. Wie rechnet sich Prävention insgesamt und dieses Thema "Arbeitsschutz mit System", das hat auch die VBG viele Jahre beschäftigt. Wir hatten dann bereits 2005 eine Studie in Auftrag gegeben, nannte sich dann "Return on Prevention" 2.0, die wurde damals zusammen mit Herrn Prof. Dr. Dietmar Bräunig von der Justus-Liebig-Universität Gießen und Herrn Dr. Thomas Kohstall vom IAG, das Institut für Sicherheit und Gesundheit, bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung erarbeitet. Und da hat man damals nachgewiesen, dass auch ein Arbeitsschutzmanagementsystem sich rechnet.
Markus Raupach: Jetzt klingt es ja erst mal so, dass es vielleicht Branchen gibt oder vielleicht auch Unternehmensdimensionen, wo das mehr Sinn macht und welche, wo das weniger Sinn macht. Kann man das denn so ein bisschen unterscheiden, also gibt es bestimmte Branchen oder bestimmte Unternehmensgrößen, wo AMS eine wirkliche Relevanz hat?
Uwe Klaass: Ja, das kann man durchaus. Denn, ich hatte gerade eben schon einmal angesprochen, durch diese Organisationsanalyse, ich stelle mein Unternehmen auf den Prüfstand, das macht natürlich für Kleinstunternehmen unter 10 wenig Sinn. Da gibt es sehr wenig dokumentierte Prozesse, sondern da wird das auch eher noch auf der mündlichen Basis gemacht, also Anweisung vom Chef oder Chefin und dann machen wir das so. Also insofern, eher über 10, von der Größe her. Auf der anderen Seite, unsere Zielgruppe AMS hört dann irgendwo so bei 250 auf, weil die ganz großen Konzerne, die riesen Unternehmen, die sind meistens global tätig und die holen dann, um sich so eine Bescheinigung zu holen und ein bestätigtes AMS zu haben, eher dann akkreditierte Zertifizierer ins Haus dann, weil die ja dann global mit ihren Zertifikaten hausieren gehen können, also dadurch internationale Nachweise haben. Ansonsten, weil Sie die Branchen angesprochen haben, hier halte ich AMS grundsätzlich für alle Branchen interessant, weil es jeden im Sinne des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses nach vorne bringt. Innerhalb der VBG haben wir auch die Begutachtungen quer durch alle Branchen schon durchgeführt. Unterm Strich habe ich aber festgestellt durch meine Statistiken, dass wir durchaus 2 Branchen haben, die besonders interessiert sind für das AMS. Und da geht es auch um diesen Nachweis, den ich gerade schon mal angesprochen habe, und das ist die Branche Ingenieursdienstleistung, die oft als Dienstleister in anderen größeren Unternehmen tätig sind und dann diesen Nachweis brauchen. Und auch unsere Branche Zeitarbeit, das sind die beiden Branchen, die ganz vorne in meiner Statistik sind.
Markus Raupach: Ist ja interessant, dass es sich überall einsetzen lässt und trotzdem so ein paar gezieltere Einsatzgebiete hat. Jetzt werden wir gleich ein bisschen näher darauf zu sprechen kommen, wie so ein Prozess abläuft. Vielleicht vorher noch mal die Frage, gibt es denn so, ja, sage ich mal einen Erfolgsfaktor oder so ein ganz wichtiges Thema, was bei AMS auf jeden Fall im Betrieb da ist?
Uwe Klaass: Ich formuliere es mal andersrum, was muss auf jeden Fall da sein, dass das AMS wirken kann? Und das heißt, das muss von der obersten Leitung gewollt sein. Also wann immer mich zum Beispiel eine Fachkraft für Arbeitssicherheit drauf anspricht, Herr Klaas, wir würden gerne AMS einführen mit System, dann frage ich immer, weiß denn Ihr Chef das oder Ihre Chefin? Wenn dann nicht so richtig die Unterstützung der obersten Leitung da ist, dann ist das meistens am Ende auch nicht so erfolgreich. Und oft geht ja damit einher, wenn die oberste Leitung, also Unternehmerin, Unternehmer sagt, Mensch, AMS, das finde ich toll, das will ich haben, ich möchte mein Unternehmen so mal auf den Prüfstand stellen lassen, dann herrscht meistens auch eine gewisse Präventionskultur im Unternehmen. Das heißt, auch der Umgang untereinander, die Kommunikation ist üblicherweise besser. Und das sind so die Erfolgsfaktoren, die ich immer so feststelle, wenn man insgesamt so ein gutes Betriebsklima, ist jetzt vielleicht übertrieben, aber so ein Klima, wir gehen gut miteinander um hat und die oberste Leitung sagt, jawohl, Sicherheit und Gesundheit ist mein Thema, da möchte ich mich kümmern, das ist ein Erfolgsfaktor. Arbeitsschutz oder gar Sicherheit und Gesundheit darf auf gar keinen Fall nur als Aufgabe von Spezialisten wahrgenommen werden im Unternehmen.
Markus Raupach: Also im Grunde auch eine Sensibilisierung, die sich durch das ganze Unternehmen zieht. Wenn wir jetzt mal so ein bisschen reingehen in den Prozess, also was heißt das denn, Begutachtung? Also was passiert da, welche Schritte werden durchlaufen, wie kommt man zu einer AMS-Zertifizierung?
Uwe Klaass: Im Prinzip sind es jetzt 2 Prozesse, die Sie jetzt angesprochen haben. Der erste Prozess ist grundsätzlich, wie komme ich denn an solch eine Bescheinigung und da ist der Vorgang relativ einfach. An der Stelle schon mal, es ist bei der VBG kostenneutral. Und wir brauchen dann, wenn jemand so eine AMS-Unterstützung haben möchte, eine Bescheinigung haben möchte, als allererstes das Interesse des Unternehmens, also einen Antrag, eine Anfrage. Das kann bei einer routinemäßigen Besichtigung durch die zuständige Aufsichtsperson sein, das kann per E-Mail über die Homepage passieren. Also da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, einfach mal das Interesse zu bekunden. Und dann prüfen wir erst mal, sind denn die Voraussetzungen für unser "Arbeitsschutz mit System" gegeben. Die von Ihnen vorher hinterfragte Unternehmensgröße, also hat das Unternehmen mehr als 10 Beschäftigte. Aber wir fragen natürlich auch, ob die weiteren Anforderungen, die die VBG an Unternehmen stellt, wie zum Beispiel, dass ein Beitrag bezahlt wird, dass das erfüllt ist, dann haben wir die Voraussetzung geprüft. Dann kommt es zu einer AMS-Vereinbarung, in der sich das Unternehmen verpflichtet, jawohl, wir wollen Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit systematisch aufbauen, wir möchten uns beraten lassen. Und die VBG verpflichtet sich, diese Beratung durchzuführen und dass das Ganze eben mit keinen weiteren Kosten verbunden ist. Wenn diese Voraussetzzungen gegeben sind, dann starten wir üblicherweise mit einer sogenannten Bestandsaufnahme und einer Beratungsphase. Das heißt, das Unternehmen muss erst mal selber gucken, wo stehe ich denn eigentlich, also so eine Art Selbstcheck durchführen. Der ist ganz wichtig, dass man erst mal sich mit dem Thema beschäftigt. Dann kommen meine AMS-Berater und Begutachter ins Spiel. Die Berater beraten dann parallel das Unternehmen, je nach Verfügbarkeit, nach Wunsch, welche Prozesse brauchen die Unternehmen, um das AMS am Ende aufgebaut zu haben und die Begutachtungsgrundlagen zu erfüllen. Das bringt mich direkt dann zu dieser Begutachtung, am Ende der Beratung steht das AMS. Das heißt, das Unternehmen kann von sich behaupten, ich habe jetzt ein Arbeitsschutzmanagementsystem aufgebaut in meinem Unternehmen und ich habe die Anforderung der VBG erfüllt. Und damit das jetzt von außen bestätigt wird, kommt es dann zu der Begutachtung. Die Begutachtung gliedert sich bei der VBG, wie übrigens bei den meisten anderen Unfallversicherungsträgern ebenso, in 2 Stufen. Die 1. Stufe ist, wir gucken uns die Dokumentation an. Also gibt es ein AMS-Handbuch, sind die Prozesse beschrieben, gibt es klare Zuordnungen von Aufgaben und dergleichen mehr. Wir halten das gegen unseren AMS-Leitfaden, der veröffentlicht ist, der auch download-bar ist auf unserer Seite. Wenn die Dokumentation soweit passt, dann haben wir eine gute Grundlage, um dann vor Ort zu gehen und mit den Menschen, mit den Beschäftigten, mit Führungskräften, mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit, den Betriebsärzten im Unternehmen zu reden und die Prozesse zu hinterfragen. Denn, was wir nicht möchten ist ein Papiertiger, dass das AMS nur an der Wand hängt, jawohl, ich habe ein schönes Zertifikat. Nein, wir wollen, dass das AMS gelebt wird. Und davon überzeugen wir uns vor Ort im Bereich dieser Begutachtung Teil 2, wir reden mit Beschäftigten, wir fragen, wie wird denn mit Ihnen umgegangen, wie kommen Sie denn zu Ihrer persönlichen Schutzausrüstung und fragen natürlich dann auch die Führungskräfte, ob ihnen die Aufgaben, Rechte und Pflichten denn klar sind, die sie haben. Wir wollen ein wirksames Arbeitsschutzmanagementsystem. Wenn dann alles passt, wenn all unsere Kriterien, die in der Audit-Checkliste hinterlegt sind, erfüllt sind, schreiben wir einen schönen Bericht, in dem wir die Potenziale aufführen, vielleicht natürlich auch ein paar Empfehlungen, wenn es noch nicht so richtig gut ist, und dann gibt es diese AMS-Bescheinigung, die dann 3 Jahre gültig ist. Das heißt, das Unternehmen hat einen Nachweis über eine Laufzeit von 3 Jahren, ich habe ein Arbeitsschutzmanagementsystem aufgebaut. Und diese Bescheinigung kann dann immer wieder verlängert werden um weitere 3 Jahre, indem man sich dann einer Wiederholungsbegutachtung stellt und in dieser Wiederholungsbegutachtung diese Wirksamkeit wieder dann bestätigt werden kann. Das vielleicht die 2 Schienen, dass eine ist das Grundsätzliche, wie komme ich zu der Bescheinigung und dann innerhalb dieses Prozesses, wie läuft denn die eigentliche Begutachtung ab, Dokumentenprüfung und Prüfung vor Ort. Und wenn es Niederlassungen gibt, dann gucken wir uns natürlich auch stichprobenartig Niederlassungen zur Not bundesweit an.
Markus Raupach: Gehen wir mal zurück zur VBG, welche Unterstützung bietet sie denn jetzt den Unternehmen bei der Einführung von so einem Arbeitsschutzmanagement?
Uwe Klaass: Am Ende geht es nicht drum, die Arbeit zu schützen, sondern das Thema Sicherheit und Gesundheit im Unternehmen zu verankern. Wir haben dort auch wieder ein paar Kanäle, und das ist wieder der schöne Blumenstrauß, den die VBG auch in anderen Bereichen anbietet. Wir haben natürlich die Möglichkeit, vor Ort zu beraten durch unsere Außendienstmitarbeitenden, die technischen Aufsichtspersonen. In dem Fall sind die weitergebildet worden zum Thema AMS. Das sind dann alles ausgebildete Auditoren, die können das Unternehmen hinsichtlich der Umsetzung unseres Leitfadens vor Ort beraten nach der Bestandsaufnahme. Und geben dann auch Tipps, wie kann man das eine oder andere erreichen, wie sieht denn so ein typisches Unternehmensziel aus, wen muss ich alles mit Pflichten übertragen, wie kann ich das machen. Also das machen die Kollegen in der Fläche bundesweit auch super gut, wie ich finde. Dann haben wir aber als so Grundlage auch für die Menschen, die sagen, ach, ich bin eigentlich so jemand, der liest sich das selber durch und möchte erst mal selber alles ausprobieren, unser AMS-Leitfaden, der download-bar ist auf unserer Homepage, da kann man sich das Thema, wie baue ich ein AMS auf, in 7 Kapiteln anlesen. Und da sind auch Checklisten mit dabei, da sind Praxishilfen mit dabei, das ist da alles mit dabei. Oder, wenn man es ein bisschen interaktiver haben möchte, dann geht man einfach auf unsere Homepage, gibt vbg.de/ams ein und landet dann auf der Arbeitsschutzmanagement-Seite, da sind dann auch noch Handlungshilfen hinterlegt und auch Praxisbeispiele. Wenn man sagt, Mensch, ich möchte das mir aber auch noch mal von jemand erklären lassen, aber jetzt nicht direkt bei mir vor Ort, wir haben natürlich dann auch noch klassisch Präsenzseminare zum Thema Arbeitsschutzmanagementsysteme, dadurch ist es dann noch flexibler. Auch diverse Online-Seminare meistens so im 90-Minuten-Format, kurz erklärt, wie baue ich so ein AMS auf, wie geht ein internes Audit und dergleichen mehr. Ja, das vielleicht, welche Unterstützung bietet die VBG den Unternehmen an. Ein großer bunter Blumenstrauß, die Unternehmen können entscheiden.
Markus Raupach: Ja, das klingt ja nach einem richtig guten Angebot. Wie viele Unternehmen hat denn die VBG bereits begutachtet?
Uwe Klaass: Das ist auch eine interessante Frage. Die genaue Zahl kann ich Ihnen gar nicht sagen, wir haben weit über 1.000 Begutachtungen mittlerweile durchgeführt. Die genau Zahl, wie viele Unternehmen haben jetzt Stand 31.12.2024, die kann ich Ihnen nennen, weil da habe ich eine statistische Auswertung, da waren es genau 260. Jetzt werden Sie sich vielleicht wundern, gerade eben spricht er von weit über 1.000, jetzt sind es aber nur 260 mit solch einer Bescheinigung. Das liegt daran, dass die Unternehmen ja diese Bescheinigung immer auf 3 Jahre bekommen. Und wir machen das jetzt schon seit vielen Jahren, dieses Angebot, da passiert es immer wieder, das Unternehmen durch Fusionen dann wegfallen beziehungsweise gerade zurzeit passiert es wieder, das Unternehmen ihren Geschäftsbetrieb einstellen und dadurch wegfallen in meiner Statistik. Es kommen aber immer wieder Neue dazu, das freut mich dann wirklich. Also wir haben jedes Jahr so circa 30 bis 40 neue Unternehmen bundesweit, die sich der Begutachtung stellen, also 260, das ist so die Zahl an Unternehmen. Und eine viel wichtigere Zahl finde ich aber 135.000, denn wir erreichen mit diesen 260 Zertifikaten oder Bescheinigungen 135.000 Versicherte, denn hinter diesen Unternehmen stecken ja dann am Ende wieder die Beschäftigten mit ihren Arbeitsplätzen. Hier ist es so, dass wir über das AMS ja für gute Arbeitsbedingungen sorgen, weil der Unternehmer sich um das Thema kümmert und das zum Unternehmensziel erklärt hat. Das ist eine Zahl, glaube ich, die gefällt mir fast besser wie 260 zertifizierte oder bescheinigte AMS-Unternehmen.
Markus Raupach: Ja, das ist ja eine ganz schön große Zahl, klingt natürlich dann auch nach viel Aufwand. Wenn wir mal überlegen, welche Herausforderungen erleben denn Unternehmen, wenn sie AMS einführen, gibt es da Beispiele?
Uwe Klaass: Das AMS ist jetzt grundsätzlich kein Selbstläufer. Also man muss schon im Unternehmen bereit sein, das Unternehmen auf den Prüfstand zu stellen. Man muss sich quasi mit seiner Organisation gegenüber dem AMS-Berater oder der Beraterin nackig machen, weil da wird alles hinterfragt. Vielleicht muss man auch das ein oder andere organisieren, was man bisher nicht gemacht hat, das ist immer eine Herausforderung. Eine weitere Herausforderung ist, dass wir auch wollen, dass die Beschäftigten mitgenommen werden. Das ist in manchen Unternehmen, wo es bisher so mit der Kommunikation nicht so gut geklappt hat, auch eine Herausforderung. Und zu guter Letzt, eine Herausforderung ist die notwendige Dokumentation.
Markus Raupach: Ja, Verbesserung ist ja auch ein gutes Stichwort. Gibt es denn Beispiele aus der Praxis, wo Unternehmen dann wirklich von AMS profitieren?
Uwe Klaass: Auch hier fällt mir jetzt vielleicht nicht so das Unternehmen schlechthin, was durch AMS wahnsinnig profitiert hat. Das ist ja generell bei der Prävention und allen Maßnahmen rund um die Prävention schwierig, wie messe ich den Erfolg meiner Präventionsarbeit. Aber ich hatte ja anfangs die Studie "Return on Prevention" angesprochen gehabt und da haben wir über ein unabhängiges Institut, über diese Forschungsarbeit herausgefunden, indem Unternehmen befragt worden sind, die AMS eingeführt haben im Vergleich zu der Gruppe, die kein AMS hatte, welche Effekte das Ganze hatte, und da kam am Ende raus, dass unterm Strich sich ein Nutzen-, Kostenverhältnis in Höhe von 2,3 ergeben hat. Sprich, für jeden Euro, den ich investiert habe in mein Arbeitsschutzmanagementsystem habe ich am Ende das 2,3-Fache als Ertrag gewonnen. Wenn es drum geht, wo läuft es besonders gut mit dem AMS, da haben wir natürlich auch so Referenzlisten und da gehört zum Beispiel auch die DEKRA dazu. Die DEKRA, die selbst akkreditierter Zertifizierer ist für Managementsysteme, kam auf die VBG zu und hat gesagt: „Könnt ihr nicht unser Arbeitsschutzmanagementsystem begutachten, wir hätten das gerne von der VBG.“ Das war natürlich für die VBG ein großer Erfolg, aber natürlich dann auch für die DEKRA. Ansonsten große Konzerne wie AXA oder Carglass oder sogar Unternehmensberatungen wie PricewaterhouseCoopers haben sich einer AMS-Begutachtung gestellt und überall kam die Rückmeldung, das hat uns echt was gebracht. Also ich kann es jetzt nicht so am Einzelfall festmachen, aber generell, denke ich mir, durch die Rückmeldungen, die wir immer bekommen, merkt man, das AMS bringt was. Und zu guter Letzt, die VBG hat ein Prämienverfahren Zurzeit. Wenn zum Beispiel ein Zeitarbeitsunternehmen sich der AMS-Begutachtung unterwirft und das klappt am Ende, kann es für dieses aufgebaute AMS eine Prämie bei uns beantragen. Also da gibt es direkt auch einen monetären Erfolg für das Unternehmen.
Markus Raupach: Also ein wirklich wichtiges Thema. Ich kann mir gut vorstellen, dass die ein oder anderen Unternehmer, die da jetzt vielleicht auch zuhören beim Podcast, Interesse haben und jetzt sich überlegen, da loszulegen. Das heißt, jetzt also mal andersrum gefragt, wenn sich jetzt jemand interessiert für AMS, wie kann man starten, wo gibt es weitere Informationen, wo sollten die sich hinwenden?
Uwe Klaass: Ein guter Start ist erst mal eine Bestandsaufnahme, in meinem Unternehmen erst mal so für mich muss ich gucken, wo stehe ich. Da kann man zum einen vielleicht unsere Online-Seite nehmen, vbg.de/ams, da gibt es eine Bestandsaufnahme, eine Praxishilfe dazu. Da gehe ich die Liste durch und dann stelle ich am Ende fest, wo habe ich noch was zu tun, und dann kann ich ganz gezielt auch die Beratung der VBG in Anspruch nehmen. Oder man geht auf die Seite von GDA-ORGAcheck, das ist eine öffentliche Plattform, betrieben von der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie, auch dort gibt es einen Fragenkatalog zum Thema Arbeitsschutzorganisation. Das ist sicherlich ein guter Start, wie ich es angehe. Ansonsten, der unkomplizierteste Weg, das ganze Thema mit der Beratung durch die VBG in Anspruch zu nehmen oder zu starten ist, dass man in der zuständigen Bezirksverwaltung anruft, dort am besten direkt das Sachgebiet Prävention. Die Durchwahl ist bundesweit immer 222 unter der regionalen Telefonnummer. Und dort sagt man, ich hätte gern eine Beratung zum Thema AMS. Die ist natürlich auch wieder kostenfrei, also mit keinen zusätzlichen Kosten verbunden. Und dann kommt einer meiner Kolleginnen oder Kollegen aus dem Sachgebieten Prävention in die Unternehmen und hilft dann auch, was muss man alles tun. Oder zum guten Schluss, wenn Sie sagen, ach, ich will erst noch zusätzliche Info, dürfen Sie sich auch gerne an mich direkt wenden, mit meiner Mail-Adresse ams@vbg.de, ich würde dann Ihre Mail an die zuständigen Kolleginnen und Kollegen weiterleiten oder, wenn es dann schnell zu beantworten geht, auch direkt beantworten.
Markus Raupach: Perfekt, damit haben wir die Unternehmen und die Unternehmer: innen abgeholt. Wie ist es denn auf der anderen Seite, also wenn wir jetzt mal an die Beschäftigten denken? Sagen wir mal, Sie hätten jetzt die Möglichkeit, einen zentralen Arbeitsschutztipp denen mit auf den Weg zu geben, was würden Sie da sagen?
Uwe Klaass: Schon wieder bringen Sie mich in Bedrängnis, diesen einen Arbeitsschutztipp abgeben zu müssen. Das ist echt schwierig bei so einem komplexen System, Sie haben es ja auch ein paarmal jetzt erwähnt, ein Arbeitsschutzmanagementsystem ist ein komplexes Thema. Aber wenn ich jetzt an die Beschäftigten denke, die in einem Unternehmen sind und da würde ich sagen, achten Sie auch auf Ihre eigene Gesundheit. Versuchen Sie die Arbeitsschutzanweisungen, die in Ihrem Unternehmen vorhanden sind, die Maßnahmen aus der Gefährdungsbeurteilung zu beachten, das ist so das Wesentliche, glaube ich. Denn alles, was die Unternehmer und Unternehmen machen bezüglich Sicherheit und Gesundheit dient ja am Ende allen Beschäftigten. Noch mal, für die Unternehmerinnen und Unternehmer würde ich dann noch weitergehen wollen, auch wenn das AMS-Thema sich jetzt sehr komplex angehört hat und auch der Leitfaden vielleicht ein bisschen umfangreicher ist, denken Sie dran, selbst der größte Kuchen wird in kleinen Stücken gegessen.
Markus Raupach: Absolut und es gibt ja eben auch die Hilfestellung, über die wir gesprochen haben. Also vielen Dank für dieses spannende Gespräch rund um den "Arbeitsschutz mit System", Herr Klaass. Vielen Dank auch den Hörerinnen und Hörern fürs Zuhören und, ja, bis zum nächsten Mal und heute noch einen schönen weiteren Tag.
Uwe Klaass: Vielen Dank für die Fragen und auch von meiner Seite aus eine gute Zeit und tschüss.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.vbg.de, der E-Mail-Adresse podcast@vbg.de sowie in den Shownotes für jeden einzelnen Podcast.